
Über 100 Jahre alt – und dabei ganz jung. Die Geschichte der Christus Gemeinde Pforzheim
Die Christus Gemeinde Pforzheim blickt auf eine über ein Jahrhundert währende, bewegte Geschichte zurück – und trägt doch bis heute eine erfrischende Lebendigkeit in sich. Im Juli 2009 feierte sie ihr 100-jähriges Bestehen, ein Meilenstein, der von tiefem Dank und zuversichtlichem Blick in die Zukunft geprägt war. Ihre Wurzeln reichen bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als sich eine kleine Gruppe Gläubiger zusammenfand, um ihren Glauben gemeinschaftlich zu leben.
Zerstörung und Neuanfang
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Gemeinde ein festes Zuhause in der Pflügerstraße. Doch in der Nacht des 23. Februar 1945 wurde das Gemeindehaus bei einem verheerenden Bombenangriff auf Pforzheim vollständig zerstört. Trotz allem fanden die verbliebenen Mitglieder nach Kriegsende wieder zusammen, getragen von Glaube, Hoffnung und gegenseitiger Ermutigung. Schon bald erwarb die Gemeinde ein Grundstück in der Baustraße – und errichtete dort ein neues Gemeindezentrum, das für Jahrzehnte zum Herzstück des Gemeindelebens wurde.
Geistlicher Aufbruch durch junge Generationen
In den 1970er Jahren stellte sich die Gemeinde einer existenziellen Herausforderung: Das Durchschnittsalter war deutlich angestiegen, die Zukunft schien unsicher. Doch statt zu resignieren, entschied man sich zum Gebet – treu, ausdauernd und voller Glauben an Gottes Erneuerungskraft. Tatsächlich kam bald frischer Wind ins Haus Gottes: Eine neue Jugendarbeit entstand, junge Männer fanden ihren Platz in der Gemeinde, Familien folgten. Aus Hoffnung wurde Wachstum, aus Gebet Bewegung.
Geistliche Leitung und wachsender Einfluss
Mitte der 1980er Jahre übernahm Pastor Joachim Glöckler die Leitung der Christus Gemeinde. Mit Leidenschaft, Weitblick und tiefer geistlicher Verwurzelung prägte er das Gemeindeleben über viele Jahrzehnte. Besonders prägend war der Jugendtag 1989: Viele junge Erwachsene entschieden sich für ein Leben mit Jesus – ein geistlicher Aufbruch, der das Fundament für die kommende Generation legte.
Mit dem Gemeindewachstum kamen neue Aufgaben: Die Kinder- und Jugendarbeit wurde strukturiert, eine Krabbelgruppe ins Leben gerufen. Frauenfrühstück und Männertreff wurden feste Bestandteile des Gemeindelebens – das Gemeindeleben wurde bunter, lebensnäher und offener.
Ein neues Zuhause – neue Wege
2004 platzte das Gemeindehaus in der Baustraße aus allen Nähten. Nach intensiver Suche zog die Gemeinde 2007 in ein größeres Gebäude in der Rennfeldstraße 19 – ein Zuhause, das Platz bot für Wachstum, Kreativität und Vielfalt. Im Jahr 2008 wurde eine Pfadfindergruppe in die Gemeinde integriert, und regelmäßig unterstützten Praktikantinnen und Praktikanten die Jugendarbeit – stets mit dem Ziel, die biblische Botschaft zeitgemäß und lebensnah weiterzugeben.
Pastorale Wegbegleitung und personelle Veränderungen
Am Ostersonntag 2018 wurde Pastorin Miriam Schaupp herzlich in die Gemeindeleitung aufgenommen. Gemeinsam mit Pastor Glöckler bildete sie ein geistliches Team, das die Gemeinde mit Hingabe und Herzblut begleitete. Nach Jahrzehnten treuen Dienstes wurde Pastor Glöckler im November 2023 in den wohlverdienten „Unruhestand“ verabschiedet – dankbar blickt die Gemeinde auf seinen prägenden Beitrag zurück.
In der Zeit nach der Pandemie führte Pastorin Schaupp die Gemeinde alleine weiter – eine geistliche Aufgabe voller Verantwortung und Hingabe. Doch im April 2025 musste sie schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst ausscheiden, um sich ihrer Genesung und dem eigenen Wohl zu widmen.
Die Gemeinde dankt ihr von Herzen für ihren treuen Dienst und begleitet sie im Gebet – im Vertrauen, dass Gott auch für ihre Zukunft gute und segensreiche Wege vorbereitet hat.
Mit Hoffnung nach vorn
Die Christus Gemeinde steht heute – über 100 Jahre nach ihrer Gründung – als lebendiges Zeugnis für Gottes Treue und Führung. In jeder Herausforderung lag eine Chance, in jedem Wandel eine neue Einladung, dem Ruf Gottes zu folgen. Und auch jetzt, in einer Phase der Neuorientierung, bleibt der Blick nach vorn gerichtet: voller Erwartung, was Gott noch tun wird – in der Gemeinde, in Pforzheim, im Enzkreis und darüber hinaus.
Quelle: Pforzheimer Zeitung 02.04.2018.